Irische Alkohol-Warnkleber: zweifelhaft und unverhältnismässig
Als weltweit erstes Land will Irland Wein, Bier und Spirituosen mit einem Warnhinweis versehen. Dies mit dem Segen der EU-Kommission. Ähnlich wie bei Zigarettenpackungen soll damit ab 2026 auf die gesundheitsschädigenden Konsequenzen des Alkoholkonsums aufmerksam gemacht werden. Die irische Regierung wiederholt in ihrer Argumentation eine gängige Falschannahme, wonach Alkohol, unabhängig der konsumierten Menge, krebsfördernd sei. SPIRITSUISSE, der Verband der bedeutendsten Spirituosenproduzenten und -distributoren der Schweiz, nimmt den Gesundheitsschutz sehr ernst. Er lehnt die verallgemeinernde und unverhältnismässige Sichtweise der irischen Regierung jedoch ab, die im Übrigen auch wissenschaftlich nicht belegt ist.
In irischen Pubs und Nachtklubs soll demnächst länger mit Guinness und Co. angestossen werden dürfen. Während die irische Regierung die Vorschriften zu den nächtlichen Öffnungszeiten lockert, greift sie jedoch beim Vertrieb von alkoholischen Getränken – durchaus inkonsequent – auf ein drastisches Mittel zurück. So will sie ab 2026 sämtliche Alkoholika – in- und ausländische sowie im Detailhandel und in Restaurants und Pubs erhältliche – mit abschreckenden Warnklebern versehen. Sie begründet diesen Schritt mit der Wirkung von Alkohol, die ungeachtet der Art, Qualität, des Preises und vor allem der Menge des Getränkes krebsfördernd sei. Diese Annahme formulierte auch die WHO Europa 2021 in einem Faktenblatt (siehe Medienmitteilung von SPIRITSUISSE vom 4. März 2021).
SPIRITSUISSE setzt sich ein für einen strikten Jugendschutz und einen genuss- und somit massvollen Alkoholkonsum. Der Verband ist dementsprechend offen für neue, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zum Alkoholkonsum. Er lehnt jedoch rein politisch induzierte Vorhaben ohne entsprechende wissenschaftliche Untermauerung ab. Um ein ebensolches Vorhaben handelt es sich jedoch im Fall des Vorpreschens Irlands und der EU, wie eine wissenschaftliche Stellungnahme von Prof. Dr. Nicolai Worm, ehemaliger Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken, aufzeigt. Er legt dar, dass «[h]öherer und vor allem hoher durchschnittlicher Alkoholkonsum […] unzweifelhaft mit erhöhtem Risiko für eine Vielzahl von Krebserkrankungen assoziiert» sei. Bei leichtem bis moderatem Konsum sei die Datenlage hingegen weniger eindeutig. Es sei anzunehmen, dass die bei solchen Konsumverhalten nur leicht erhöhten Krankheitsrisiken erheblich oder sogar ganz auf Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchverhalten, Ernährung oder körperliche Aktivität zurückzuführen seien.
Wie das Gutachten ausführt, ist die Tatsache, dass «Institutionen wie der [World Cancer Research Fund] WCRF oder das [American Institute for Cancer Research] AICR oder die WHO auf Basis von unsichere[r] Datenerhebung zu Trinkgewohnheiten und den von zahlreichen Störfaktoren verzerrten Beobachtungsstudien eindeutige Risiken berechnen, diese Zahlen in
Hochrechnungen packen, welche wiederum auf zahlreichen Annahmen und erdachten Vorbedingungen beruhen, und aus alldem konkrete Handlungsempfehlungen formulieren und verbreiten, […], wissenschaftlich zweifelhaft und unseriös.»
Prof. Dr. Worm schlussfolgert demnach: «Wie die Datenlage dokumentiert, ist die WHO offensichtlich nicht an einer wissenschaftlich korrekten, Evidenz-basierten Darstellung der Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und Krebserkrankungen interessiert. Es wird vielmehr klar, dass die WHO möglichst ‘ungünstige’ Ergebnisse und Hochrechnungen zum Alkoholkonsum destilliert, um ihre Agenda zu untermauern.»
Die in Irland vorgesehene Regelung verteufelt des Weiteren einen ganzen Wirtschaftszweig und führt bei Brauereien und Destillerien zu massiven Mehrkosten. Cormac Haely, Direktor des Branchenverbands «Drinks Ireland», spricht denn auch zu Recht von «politischem Fanatismus statt evidenzbasierter Gesetzgebung». Laut verschiedenen Medienberichterstattungen haben dies auch zahlreiche Staaten innerhalb der Welthandelsorganisation (WTO) und der EU erkannt. Das irische Vorhaben stösst in diesen Gremien denn auch auf erheblichen Widerstand.
Sollte sich in der Schweiz die Inkraftsetzung solcher und ähnlicher extremer Absichten und Auflagen abzeichnen, wird sich SPIRITSUISSE entschieden und auf allen Ebenen dagegen wehren.
Weitere Auskünfte: Peter Platzer, Geschäftsführer SPIRITSUISSE, 032 622 50 50